Die Fantic XEF 450 Rally bietet ein Komplettpaket für alle Roadbook-Racer und diejenigen, die es werden wollen.
Zugegeben, wer mit der Fantic XEF 450 vertraut ist, den erwarten an der XEF Rally keine großen technischen Überraschungen. Die Basis kommt wie gehabt vom Kooperationspartner Yamaha, der Rahmen, Fahrwerk und Motor direkt nach Italien liefert, wo Fantic die Montage übernimmt. Doch die XEF-Rally ist nicht einfach nur eine in Italien zusammengeschraubte Yamaha, sondern ein eigenständiges und im aktuellen Markt einzigartiges Konzept.
Alles für den Sport
Angetrieben wird die XEF-Rally vom 450-Kubik-Yamaha-Einzylinder, der mit 14 kW (19 PS) homologiert ist, offen rund 58 PS drückt. Das Getriebe modifizierte Fantic umfangreich, alle Gänge wurden länger übersetzt und die Sekundärübersetzung verlängert (Kettenrad mit 48 statt 50 Zähnen). Um den schlanken Hauptrahmen formten die Ingenieure einen dreigeteilten 30-Liter-Tank, der Dakar-taugliche Reichweiten ermöglichen soll. Besonderes Augenmerk legte Fantic dabei auf die Zentralisierung der Massen, auch der während der Fahrt schwindenden, und brachte deshalb keinen Kraftstoff im Bereich des selbst entwickelten Rahmenhecks unter. Außerdem ziert ein Rally-Tower mit aufgesetztem Sieben-Zoll-Tablet die XEF-Rally, die mit leerem Tank laut Hersteller 140 Kilogramm wiegen soll.
Dakar-Technik für alle
Dieses Tablet erweist sich bei der als Rally-Etappe gestalteten ersten Testfahrt als sehr nützlich. Es ist so positioniert, dass es sowohl stehend als auch sitzend gut ablesbar ist. Mit Android-Betriebssystem lässt es sich intuitiv bedienen und erlaubt, per vorher aufgespielter GPX-Datei oder Google Maps zu navigieren. Das Highlight bildet aber die von Fantics Dakar-Pilot Tiziano Inferno persönlich programmierte Rally-Navigationsapp. Mit ihr lässt sich ein Roadbook erstellen, wie es bei der Dakar oder anderen Rallys genutzt wird (dort meist verpflichtend auf Papier). Anschließend erlebt man die Navigation durch Wegpunkte selbst. Um im Display zum nächsten Punkt zu springen oder den Trip-Zähler zu synchronisieren, können mit dem Tablet verbundene Lenkerschalter (vier pro Seite) genutzt werden – praktisch und aktuell nirgends sonst erhältlich. Dank dieses Systems bietet die Fantic XEF Rally serienmäßig ein sehr gutes Paket für Rally-Einsteiger.
Fühlt sich leichter an
Fahrdynamisch zeigt sich das Bike sehr zugänglich. Das im Vergleich zur XEF 450 gestraffte KYB-Fahrwerk führt das kompakte Rally-Bike souverän bei hohem Speed über löchrige Waldwege und erweist sich bei einem kurzen Abstecher auf die Cross-Piste als sprungfest. Wer Federungskomfort schätzt, ist bei einer Rally übrigens ohnehin falsch. Außerdem kaschiert die Fantic ihre Pfunde in langsamen Trial-Passagen mit einer tollen Balance sehr gut und fühlt sich selbst mit vollem Tank leichter an als das Datenblatt es vermuten lässt. Die seitlichen Spritreservoirs stören bei nach vorn orientierter Standposition nicht und ermöglichen einen sehr guten Kontakt zum Bike.
Druck mit 58 PS
Motorisch ist der Yamaha-Antrieb über jeden Zweifel erhaben, der 450er-Single geht sanft ans Gas und entfaltet seine beeindruckende Power sehr linear und berechenbar. Die verlängerte Übersetzung ist für Endurofahrer gewöhnungsbedürftig, verringert die Schaltarbeit deutlich und spätestens auf der erste schnellen Schotterpassage wird man sie zu schätzen wissen. Ebenso wie die aufgewertete Vorderradbremse mit 300-Millimeter-Scheibe, die gut dosierbar zubeißt und sich auf in schnellen Abschnitten als temperaturbeständig erweist.
